Wenn der Job erstmal weg ist und anschließend eine Depression dazukommt, dann kann es sehr schnell gehen und nach dem Verlust der Wohnung kann jemand dauerhaft in die Wohnungslosigkeit abrutschen. Der SPD Bezirksrat Dr. Günther Rödig ist ein Mann der Praxis auf dem Gebiet der Betreuung von Wohnungslosen. Am 28. Juni war er zu Gast bei der SPD in Oberschleißheim im Rahmen einer öffentlichen Mitgliederversammlung und berichtete über seine Arbeit in der Wohnungslosenhilfe.
Schon zu Beginn seiner Laufbahn als Psychiater hat er in den 80-er Jahren dazu beigetragen, dass aus der früheren Verwahrungspsychiatrie in Haar eine aufgeklärte Sozialpsychiatrie geworden ist. Seit 2008 ist er Mitglied im Bezirkstag Oberbayern. Er ist Mitglied im Verwaltungsrat der Kliniken des Bezirks Oberbayern und im Fachausschuss für Psychiatrie der Bayerischen Bezirke. Mit solchem „politischen Rückenwind“ konnte er erreichen, dass die wohnortnahe Versorgung von problematischen Patienten im Münchner Raum verbessert wurde, denn es hatte sich durch eine Konzeptänderung in Haar die Praxis eingebürgert, solche Fälle in verschiedene geschlossene Heime ins „Oberland“ zu überstellen, wo sie mehr oder weniger lediglich verwahrt worden sind. So enstand in Haar ein sogenanntes Übergangsheim und im städtischen Notquartier in der Implerstrasse ein spezielles Clearingprojet für psychiatrisch Hilfsbedürftige. Bei all dieser Arbeit geht es Rödig darum, den Grenzbereich zwischen Wohnungslosenhilfe und Psychiatrie zu verbessern. Rödig meinte, dass fast jeder seiner Arbeitstage „zu einer Abenteuerreise in die sozialen Abgründe unserer Gesellschaft“ wird.
Abgesehen von seiner psychiatrischen Tätigkeit ist Rödig seit längerem auch befasst mit der Problematik von Ersatzfreiheitsstrafen. Man bedenke, dass etwa 700 Betroffene in Bayern eine solche Strafe verbüßen, oft lediglich wegen wiederholtem Schwarzfahren. Viele davon sind psychisch krank und leben in prekären Verhältnissen. Statt ihnen zu helfen, werden 40 Millionen für den Vollzug ausgegeben und das obwohl allein in Bayern etwa 400 Haftplätze fehlen.
Natürlich wurde im Bezirkstag auch ausführlich und heiß über das neue Psychiatrie-Gesetz diskutiert und mit parteiübergreifendem Konsensus konnte dazu beigetragen werden, dass das neue Psychiatrie-Gesetz in wichtigen Punkten abgemildert wurde. Parteipolitik steht bei Rödig nicht im Vordergrund, sondern seine Schützlinge. Es war ein spannender und informativer Abend für alle, die dabei waren. Die Versammlung war sich einig: Bei Menschen wie Dr. Rödig wünscht man sich, es gäbe noch viel mehr von seiner Sorte.