Ein Gastbeitrag von Christine Katz aus Dezember 2016: Für die Olympischen Spiele 1972 in München wurde nach heftigen Diskussionen dann doch hier bei uns die Regattaanlage für die Ruderer und Kanuten gebaut.
Die eine Hälfte der Strecke liegt auf dem Gelände der Stadt München, die Zufahrt und alle Bauten liegen auf dem Gelände der Gemeinde Oberschleißheim. Die ganze Anlage ist im Besitz der Olympiapark GmbH und somit der Stadt München. Für seine architektonische Leistung bei der Gestaltung dieser Sportstätte wurde Michael Eberl 1973 mit dem Großen Preis des Bundes Deutscher Architekten ausgezeichnet.
Ursprünglich war nach den Sommerspielen ein Rückbau geplant. Die Anlage erwies sich dann allerdings als so wichtig und optimal für Training und Wettkämpfe, dass ein Abriss nicht in Frage kam. Nach heutiger Sicht ist das eine vorbildliche nachhaltige Nutzung, wie sie inzwischen bei vielen derartigen Bauwerken verlangt wird. Im süddeutschen Raum gibt es keine vergleichbare Strecke für Kanuten und Ruderer, auf der dieser Wassersport so sicher, fair und gut ausgeführt werden kann.
ln den Jahren nach den Olympischen Spielen kamen der Bund, das Land Bayern und die Stadt München gemeinsam für den Unterhalt auf. Inzwischen trägt das die Stadt München komplett alleine. Bisher ist nur stückweise das Nötigste renoviert worden, außer im LZM-Verwaltungsgebäude sind Übernachtungen aus Brandschutzgründen nur noch mit ständigem Wachdienst erlaubt. Die große Frage stand im Raum - wie soll es weitergehen?
Im Jahr 2013 eröffnete die Stadt München einen Ideenwettbewerb für diese Anlage. Die Jury hat aus den 10 Einsendungen vier Finalistenkonzepte aus Phase 1 des Wettbewerbs in die engere Wahl genommen. Wir - Anke Schuster, Casimir Katz und Christine Katz, haben als Team teilgenommen und haben mit dem Entwurf eines Tribünenhotels den 4. Platz bekommen. Das war im Jahr 2014. Und - wir haben für dieses Projekt einen Investor gefunden, der seitdem auf die Umsetzung unseres Vorschlags wartet.
Die Entscheidung des Stadtrats ist noch immer offen, uns wurde im Oktober 2016 bei einem Treffen im Sportamt mitgeteilt, dass wir ganz unverbindlich eine Bauvoranfrage für das Tribünenhotel bzw. Boardinghouse mit angrenzendem Schullandheim stellen sollen. Heuer wurde eine Petition von Oliver Bettzieche (Regatta München e.V.) aufgestellt: für den Erhalt der Regattastrecke und vor allem damit auf der Strecke weiterhin auch große internationale Wettkämpfe ausgetragen werden können. 16'000 Unterstützer haben unterschrieben, davon 3371 aus München. Das Quorum, 1 % der Münchner Bevölkerung, wurde dabei jedoch verfehlt.
Wir sind und bleiben von unserer Idee überzeugt, dass der ästhetische Gesamteindruck erhalten bleiben muss, dass die Tribüne nicht zur Hälfte abgerissen werden darf, und dass weiter hochklassiger Ruder- und KanuSport möglich sein muss. Für alle Oberschleißheimer, die das Gelände nicht kennen: es liegt an der B471 zwischen Dachau und Oberschleißheim, der Bus 291 hält direkt vor der Anlage. Im Sommer gibt es einen abgetrennten Badebereich beim Zielturm, ein Beach-Resort bei den Tribünen und für die Kinder jumicar, einen Verkehrsübungsplatz. Die Wettkampfstrecke ist 2 km lang, man kann rundherum gehen oder radeln. Diese Anlage gehört auch zu den ganz besonderen Bauwerken Oberschleißheims, die viele Münchner leider nicht kennen.
© Visualisierung: Anke Schuster / Diana Barbat